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Bilder zum LO-Sommerfest
  
Rede des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen zum Sommerfest 2016


Stefan Grigat

Allenstein, 18. Juni 2016

Ostpreußen lebt!

Wir sind heute hier in Allenstein, im Zentrum des südlichen Ostpreußens – Oberland, Ermland, Bartener Land und Masuren - zusammen gekommen, nicht nur zum Wiedersehen und Feiern, sondern, um ein Bekenntnis zu unserer Heimat Ostpreußen abzugeben. Wir wollen im Herzen bewahren, was auf uns überkommen ist, und Teil einer Zukunft Ostpreußens in Freiheit und Vielfalt sein.

Sehr geehrte Damen und Herren,
hochansehnliche Festveranstaltung,

im Namen der Landsmannschaft Ostpreußen begrüße ich Sie zum ostpreußischen Sommerfest 2016 an der Allensteiner Burg sehr herzlich.

Wir freuen uns, dass Sie der Einladung der Landsmannschaft Ostpreußen so zahlreich gefolgt sind.

2016 jährt sich der Abschluss des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages zum 25. Mal.

In diesem Vierteljahrhundert haben sich die Beziehungen zwischen Deutschen und Polen gerade hier in Ostpreußen grundlegend gewandelt und überaus erfreulich entwickelt.

Wenngleich, worauf Bernard Gaida kürzlich erneut hingewiesen hat, noch nicht alle gegebenen Zusagen eingelöst sind, gibt es wenig Dissens über die Grundlagen unserer Beziehungen, die auf Aussöhnung und guter Nachbarschaft beruhen. Die verschiedenen Facetten der gemeinsamen Vergangenheit und die tatsächliche Geschichte Ostpreußens werden nicht mehr in Zweifel gezogen.

Die Geschichte Ostpreußens ist die Geschichte seiner Menschen, vor allem der Menschen, die hier vor dem Bevölkerungsaustausch infolge des Zweiten Weltkrieges lebten und wirkten. Der Menschen, die hier vor 75, vor 100 oder vor 150 Jahren lebten, und deren Vorfahren. Und das sind ganz überwiegend die Eltern, Großeltern und weiteren Vorfahren von Ihnen, den Angehörigen der Deutschen Volksgruppe in Ostpreußen, und die Eltern, Großeltern und weiteren Vorfahren der nach 1945 vertriebenen deutschen Ostpreußen.

Heute ist der Wille, eine gemeinsame Zukunft zum Wohle aller in Frieden und Freiheit aufzubauen, unübersehbar und gelebte Realität.

Lassen Sie uns das festhalten und bewahren. Das gebietet schon die Erinnerung an die Zustände vor der Wende.

Ich selbst kann mich noch gut an die Zeit vor 1989 erinnern, an die Zustände hier und an den Grenzen, an das Vorhandensein von Unrechtsregimen in Berlin und Warschau, an den Mangel allüberall und an die Drangsalierungen durch die diversen sogenannten „Sicherheitsorgane".

Viele hier sind genauso alt oder älter als ich und werden noch gleiche oder ähnliche Eindrücke im Gedächtnis eingebrannt haben.

Der südliche Teil Ostpreußens, eben die Wojewodschaft Ermland und Masuren und der nördliche Teil Ostpreußen, das Memelgebiet, haben durch das Abschütteln der kommunistischen Herrschaft und durch die Integration in die Europäische Union ab 2004 enorm profitiert. Sie sind gleichberechtigte Teile des freien Europas geworden. Und sie teilen inzwischen auch den europäischen Wohlstand.

Und doch wird in diesen Wochen und Monaten offenbar, dass es nicht selbstverständlich ist, dass das so bleibt.

Europa hat in den letzten zwei Jahren Dinge erlebt, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.

Der erreichte Stand an europäischer Integration, an Freiheit und Wohlstand ist plötzlich wieder gefährdet, gefährdet von inneren und äußeren Einflüssen, die es zu bannen gilt.

Niemand hat das Recht, aus eigener Machtvollkommenheit die Freiheits- und demokratischen Mitwirkungsrechte europäischer Bürger in Frage zu stellen.

Ebenso wenig hat niemand hat das Recht, durch das Zulassen oder Fördern einer Masseneinwanderung eigenmächtig und ohne Zustimmung der Bürger und der Parlamente die Bevölkerungsstruktur der Staaten Europas nachhaltig zu verändern. Es muss doch nachdenklich stimmen, wenn selbst der Papst von einer arabischen Invasion spricht.

Wir alle sind in der Pflicht, für den Erhalt des Erreichten einzutreten, für den Erhalt von Freiheit und Wohlstand, von äußerer und innerer Integrität, für den Frieden und die Brüderlichkeit unter den Völkern, für die Rechte der Volks-gruppen und Minderheiten in Europa.

Wir können die Dinge nicht sich selbst überlassen und auch nicht alleine den Politikern. Wir sind gefordert, von unseren Bürgerrechten, vom Recht auf Teilhabe an Politik und Entscheidung Gebrauch zu machen.

Wir müssen uns bewusst sein, das die Integration Europas Frieden bedeutet und eben auch Freiheit.

Berechtigte Kritik an den Verhältnissen und den Handelnden sollte nie Richtung und Ziel aus dem Blick lassen:

Europa hat nur eine Zukunft im Miteinander. Keine Nation wird die Aufgaben der Zukunft alleine bewältigen können.

Angriffe auf Europa, seine Strukturen und seine Rechtsordnung richten sich gegen uns alle.

Eine Desintegration Europa richtet sich gegen die Menschen, gegen ihre gedeihliche und friedliche Zukunft.

Gegen Europa gerichtet ist auch alles, was gegen die Eigenständigkeit der Völker und ihrer Staaten gerichtet ist und diese einschränken oder aushöhlen will oder ihre Eigenheiten einebnen.

Europa wird nur funktionieren, wenn man die europäischen Völker sie selbst sein lässt und nur das einheitlich regelt, was wirklich einer einheitlichen Regelung bedarf.

Es ist also an der Zeit, die Dinge anzupacken.

Seien wir gute Ostpreußen, Deutsche oder Polen, und engagierte Europäer.

Leben wir Europa in seiner Vielfalt zum Wohle aller, vergessen wir nicht die Vergangenheit und arbeiten an einer Zukunft in Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand.

Stephan GrigatSprecher der Landsmannschaft Ostpreußen

  
Sonne im Herzen

Allensteiner Sommerfest begeisterte Jung und Alt − Bei Ritterkämpfen sprang der Funke über

Das alljährliche Sommerfest der Ostpreußen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Mit 1200 Besuchern waren am 21. Juni in Allenstein wieder mehr Teilnehmer anwesend als beim letzten Mal. Dafür bekamen sie einen bunten Folklore-Mix aus Musik, Theater, Tanz und Ritterkämpfen geboten, der am Tag der Sonnenwende alle begeisterte.
Neugierig warfen Passanten einen Blick auf die unterhalb der Allensteiner Deutschordensburg gelegene Freilichtbühne des Amphitheaters herab. Ungewöhnliche Klänge drangen zu ihnen hinauf: deutsche Stimmen, deutsche Lieder und deutsche Musik. Beim Allensteiner Kultursommer waren die Ostpreußen mit ihrem Sommerfest zu Gast, und sie lockten nicht nur die deutsche Volksgruppe an, sondern auch viele junge Allensteiner, welche kein Wort Deutsch verstehen, die aber von dem fröhlichen Treiben magisch angezogen wurden und mit den Ostpreußen mitfeierten.
Als Prolog des Sommerfests hielten der Allensteiner Domherr André Schmeier und sein evangelischer Kollege, Bischof Rudolf Bazanowski, einen zweisprachigen ökumenischen Gottesdienst ab. Am Tag des höchsten Sonnenstands versteckte sich hin und wieder das Leben spendende Gestirn. „Aber wir wissen, sie ist da", sagte der katholische Domherr Schmeier. Auch wenn zwischenzeitlich bei kurzen Regengüssen die Regenschirme aufgespannt werden mussten, war doch überall Sonne in den Herzen. Vor den Augen des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, und zahlreicher Ehrengäste wie Bernard Gaida von der Dachorganisation der Deutschen Minderheit in der Republik Polen, Heinrich Hoch vom Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, dem Ermländischen Altvisitator Lothar Schlegel sowie Viktor Marek Leyk, dem Minderheitenbeauftragten des Marschalls der Woiwodschaft Ermland und Masuren, wurde farbenfrohe Unterhaltung geboten.
Jung und Alt, Chöre und Solisten aus Bartenstein, Heilsberg, Ortelsburg, Neidenburg und Osterode sorgten für Stimmung, bei der am Ende das Publikum mitsang und -tanzte. Höhepunkt waren die historischen Ritterkämpfe, bei denen eine Gruppe Allensteiner Recken mit Schwertern und Äxten aufeinander einschlug, dass die Funken flogen. Ein Funke, der auch auf die Zuschauer übersprang, die begeistert applaudierten und die darauf hoffen, ein ähnliches Scharmützel wieder beim nächsten Mal erleben zu dürfen. (Ausführliche Berichte in der nächsten PAZ.)

Harald Tews