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Aus Heilsberg angereist: Das Kinderensemble „Perła Warmii“ führte traditionelle Tänze in Trachten auf
Foto: U.H.Aus Heilsberg angereist: Das Kinderensemble „Perła Warmii“ führte traditionelle Tänze in Trachten auf

Sommerfest in Hohenstein

Kultur im Hitzekessel

Nach zweijähriger Pause lud der VdGEM ins Freilichtmuseum ein – Deutsche Minderheit zeigte ihr Können

Uwe Hahnkamp
06.07.2022

Nach zweijähriger Pandemie-Pause kehrte der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren VdGEM mit dem Sommerfest der Deutschen Minderheit ins Freilichtmuseum in Hohenstein zurück, das schon früher Veranstaltungsort dafür war – und erwischte am 25. Juni einen richtig sommerlich heißen Tag.

Nach historischen Aufzeichnungen und Berichten war Ostpreußen nicht gerade eine besonders heiße Gegend. Es gehörte früher zu den kältesten Regionen des Landes. „Da im Freilichtmuseum in Hohenstein das Amphitheater nicht überdacht ist, habe ich bei der Ankündigung den Mitgliedern der Vereine empfohlen, einen Schirm mitzunehmen", erklärte der VdGEM-Vorsitzende Heinrich Hoch. Ursprünglich als Schutz gegen Regen gedacht, wurden am 25. Juni die wenigen Schirme, die in Hohenstein zu sehen waren, zum Schutz gegen die Sonne, die während des gesamten Festes vom wolkenlosen Himmel strahlte.

Suche nach Schatten

Wer keinen Schirm dabei hatte, suchte sich einen Platz im Schatten. Stephan Grigat, der Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), merkte in seinem Grußwort humorvoll an: „Ostpreußen lebt – auch wenn es heute in den Schatten flüchtet." Er selber saß nach seinem kurzen Auftritt auf der schattigen Bühne unter einem Schirm in den ostpreußischen Farben Schwarz und Weiß mit der Aufschrift „In Ostpreußen geht die Sonne auf".

Auch wenn die Kühle der Bühne verlockend war, fassten sich die Gäste in ihren Reden kurz. Birgit von Hellfeld vom Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig lobte die dreißigjährige Tradition der Minderheit als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland in Europa. Sie ist im Konsulat für Fragen der Deutschen Minderheit zuständig und freute sich daher auf zahlreiche Gespräche beim Sommerfest. Wie wichtig Europa für die Deutsche Minderheit der Region ist, brachte sie mit der Europahymne und dem Ostpreußenlied zur Eröffnung des Sommerfests zum Ausdruck.

Jarosław Słoma, der Vorsitzende der Minderheitenkommission beim Sejmik der Woiwodschaft Ermland-Masuren, griff das in seiner Ansprache ebenfalls auf. Mit den Worten „Es gibt Menschen, die dieses geeinte Europa untergraben wollen. Gerade im Blick auf den Krieg in der Ukraine machen sie sich damit zu Handlangern Putins", plädierte er für ein starkes Europa.

Starke Stimmen aus der Region – und der Ukraine

Die Themen des Friedens und der Ukraine zogen sich durch die gesamte Veranstaltung. Ob beim ökumenischen Gottesdienst, bei der Wahl des Lieds „Ein bisschen Frieden" oder durch die Anwesenheit einer Gruppe der ukrainischen Minderheit und von Flüchtlingen aus der Ukraine. Besonderer Gast des Sommerfestes war mit Marynka Prytuła eine junge ukrainische Sängerin aus der umkämpften Stadt Saporischschja im Süden des Landes. Sie hatte zuletzt das Festival „Die Ukraine vereint die Welt" in Thorn gegen mehr als 100 weitere Künstler für sich entschieden und überzeugte auch auf der Bühne in Hohenstein. Eine zweite starke Stimme war die von Magdalena Lobert aus Schönbrück bei Allenstein, die die Zuhörer mit dem Lied „Farbenspiel des Lichts" aus dem Film „Pocahontas" in ihren Bann zog.

Trotz des kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfalls zweier Gruppen präsentierte die Deutsche Minderheit ihre Kultur und ihr Können stark. Die Chöre der deutschen Gesellschaften in Neidenburg, Lötzen und Heilsberg trotzten der Hitze ebenso wie die Jugendtanzgruppe „Saga" aus Bartenstein. Auch Wiktoria und Monika Krzenzek aus Lindenort bei Ortelsburg bewiesen diesmal in Soloauftritten, wie gut sie singen können. Ergänzt wurde das Programm durch die Kindergruppe des Tanzensembles „Perła Warmii" aus Heilsberg, das eng mit der dortigen deutschen Gesellschaft „Warmia" verbunden ist. Sie präsentierte Tänze aus der Gegend von Lowitsch und aus Kujawien mit den dazu gehörenden Trachten. Und wie immer, ununterbrochen jedes Jahr seit 30 Jahren, sorgten gegen Ende die Gäste von der LO aus Mecklenburg-Vorpommern unter Leitung von Manfred Schukat und Friedhelm Schülke für gute Stimmung.

Alles in allem war es ein gelungener Nachmittag für die Deutsche Minderheit im südlichen Ostpreußen – mit ein klein wenig zu viel Sonne.

Das Sommerfest der Deutschen Minderheit in Ermland und Masuren wurde mit Mitteln des polnischen Ministeriums für Inneres und Verwaltung, vom Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig und vom Marschallamt der Woiwodschaft Ermland-Masuren organisiert.