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Trotz Mitgliederrückgangs noch immer stark und präsent: Tagung der Ostpreußischen Landesvertretung in Wuppertal
Foto: PAZ/nehringTrotz Mitgliederrückgangs noch immer stark und präsent: Tagung der Ostpreußischen Landesvertretung in Wuppertal

Verbandsleben

„Grundsätzlich steht die Landsmannschaft stabil da“

Auf der Jahrestagung der Ostpreußischen Landesvertretung in Wuppertal zog Sprecher Grigat ein positives Fazit des Jahres 2024

René Nehring
20.11.2024

Was bleibt vom alten Ostpreußen? Fast achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem damit verbundenen Untergang des historischen deutschen Ostens steht diese Frage im Mittelpunkt der verbandspolitischen Arbeit der Landsmannschaft Ostpreußen (LO). Und dementsprechend stand sie auch im Fokus des Berichts von LO-Sprecher Stephan Grigat auf der diesjährigen Ostpreußischen Landesvertretung (OLV) am 2. und 3. November.

Doch der Reihe nach. Zunächst standen Regularien wie die Feststellung der Beschlussfähigkeit und die Totenehrung auf dem Programm. Pfarrer Schekahn verknüpfte in seinem Geistlichen Wort Botschaften des Apostels Paulus mit persönlichen Erinnerungen an die Heimat seiner Familie auf der Kurischen Nehrung sowie mit Gedanken des Königsbergers Immanuel Kant zum „ewigen Frieden" und mit dem Bewusstsein des Breslauers Dietrich Bonhoeffer, auch in finsteren Zeiten „von guten Mächten wunderbar geborgen" zu sein. Anschließend wurden die Kreisvertreterin von Mohrungen, Ingrid Tkacz, und der scheidende Kreisvertreter von Osterode, Burghard Gieseler, für ihre langjährige Arbeit im Dienste Ostpreußens mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet.

Auf die Genehmigung des Protokolls der letzten OLV-Sitzung von 2023 folgte dann der Sprecher-Bericht. Darin bezeichnete Grigat die Lage der LO trotz des allmählichen Ausscheidens der Erlebnisgeneration grundsätzlich als „stabil". Besonders gut gestalte sich das Verhältnis zum Dachverband der Deutschen in der Woiwodschaft Ermland und Masuren. Und bei der jüngsten Volkszählung der Republik Polen wurden im südlichen Ostpreußen mehr Deutsche gezählt als bei der vorherigen Befragung. Zufrieden zeigte sich der Sprecher auch bezüglich der Arbeit der Ostpreußischen Kulturstiftung (OKS), während er das Verhältnis zum Ostpreußisches Jagd- und Landesmuseum e.V. als kritisch bewertete (siehe PAZ 37/2024).

Damit Ostpreußen weiterlebt
Als erfolgreich wertete Grigat die Arbeit des Bundes der Vertriebenen (BdV). Dieser sei noch immer in der Lage, an Gesetzgebungsverfahren wie dem Fremdrentengesetz und dem Aussiedlerrecht gestaltend mitzuwirken. Ganz und gar unzufrieden hingegen zeigte sich der Sprecher mit der Arbeit des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung im Berliner Deutschlandhaus. Dieses konzentriere sich in seinen Ausstellungen zu sehr auf allgemeine Aspekte rund um das Thema Zwangsmigration und vernachlässige zugleich den eigentlichen Auftrag, ein Lernort über die Vertreibung der Deutschen aus ihrer jahrhundertelangen Heimat im historischen deutschen Osten und in Ostmitteleuropa zu sein.

Abschließend erinnerte Grigat an den Auftrag der LO, dafür zu sorgen, dass mehr als 700 Jahre deutscher Geschichte im Land zwischen Weichsel und Memel nicht in Vergessenheit geraten. Dazu gehöre auch, von den letzten Zeitzeugen dieser Geschichte alle Erinnerungen abzugreifen, die noch zu bekommen sind. Er schloss mit den Worten „Ostpreußen lebt! Und wir haben die Verantwortung dafür, dass es weitergeht." sowie mit dem Hinweis, dass es ohne eine starke LO keine stabilen öffentlichen Einrichtungen gebe, die sich um das Erbe Ostpreußens kümmern.

Es folgte der Bericht des Chefredakteurs der Preußischen Allgemeinen Zeitung (PAZ), René Nehring, in dem dieser unter anderem auf publizistische Höhepunkte der letzten zwölf Monate hinwies. Generell befinde sich die PAZ in einer doppelten Umbruchphase, in der es gelte, sowohl den Wandel in der Leserschaft als auch den digitalen Wandel, an dem keine Zeitung vorbeikomme, zu meistern.

Auf die Aussprache zu den – schriftlich vorab versandten – Berichten des Bundesgeschäftsführers Sebastian Husen, der Bruderhilfe und des Bundes Junges Ostpreußen (BJO) sowie der mündlich vorgetragenen Berichte des Schatzmeisters Friedrich-Wilhelm Böld und des Prüfungsausschussvorsitzenden Klaus-Arno Lemke folgte die Entlastung des Bundesvorstandes für das Jahr 2023.

Als letzter Tagesordnungspunkt des ersten Tages folgte ein Bericht des OKS-Vorsitzenden Klaus Mika. Dieser zeigte sich unter anderem hoch erfreut über den Stand der Erweiterung des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg um einen Kant-Anbau sowie über die Resonanz auf die Sonderausstellung zum diesjährigen Kant-Jubiläum. Schon jetzt, so Mika, haben sich die Besucherzahlen nahezu verdoppelt. Und das Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen habe mit seinem neuen Direktor Gunter Dehnert nach dem ruhestandsbedingten Abschied des langjährigen Leiters Wolfgang Freyberg erfolgreich einen Generationswechsel vollzogen.

Freyberg blickte am Sonntagvormittag in einem Vortrag auf die Entwicklung der deutschen Vereine im südlichen Ostpreußen seit 1989. Und BJO-Vorsitzende Ingrun Renker stellte in einer Präsentation ein Projekt der jungen Ostpreußen vor, das historische ostpreußische Landkarten mit dem Programm OpenStreetMap verknüpft. Die OLV schloss mit dem Gesang des Ostpreußenliedes.