Zum 32. Mal veranstaltete der Bund Junges Ostpreußen sein traditionelles vorweihnachtliches Fest
Die ersten Treffen fanden noch in Allenstein statt, später kristallisierte sich Osterode als Ort der Begegnung heraus. Die Idee war, sich zu treffen und Kontakte zu knüpfen sowie in der Atmosphäre des beginnenden Advents mehr über das eigene Land und seine Besonderheiten zu erfahren sowie seine Kultur und Sprache zu pflegen und zu erhalten.
Das erste Adventswochenende eines jeden Jahres ist traditionell für das Adventstreffen des Bundes Junges Ostpreußen (BJO) in Osterode reserviert. Wie seit vielen Jahren fand es auch diesmal im Hotel Sajmino in Buchwalde statt, wo sich vom 30. November bis zum 3. Dezember über hundert Teilnehmer unterschiedlichen Alters gemeinsam auf die Adventszeit einstimmten.
Angefangen hatte es vor 32 Jahren mit jungen Menschen aus der Bundesrepublik und der heutigen Woiwodschaft Ermland-Masuren, deren Vorfahren aus Ostpreußen stammen oder dort noch zuhause sind.
Moderne Technik mit historischen Karten
Die Heimatkunde bekam in diesem Jahr einen neuen Anstrich, eine Alternative zur traditionellen Stadtführung. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dank einer App mit einem historischen Stadtplan Osterode erkundet und an bestimmten Orten Fotos von der heutigen Situation gemacht", schilderte die im Oktober frisch gebackene Vorsitzende des Bunds Junges Ostpreußen, Ingrun Renker. Daraus ergibt sich ein reizvoller Vergleich der damaligen und heutigen Stadtgeschichte.
Gleichzeitig war erstmals im großen Veranstaltungssaal des Hotels Sajmino, dem die verschiedenen Arbeitsgruppen im Basteln, Backen, Singen und Tanzen fröhliches Leben einhauchten, eine Kamera aufgestellt, die Eindrücke einfing und beinahe live in die Welt sandte. „Ostpreußen lebt", sagt der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, Stephan Grigat, sehr gerne. „Wir wollen, dass es weiterlebt, und daher junge Menschen erreichen und für dieses Land interessieren", erklärte Renker, „deshalb sind wir vor allem auf Facebook, aber auch auf anderen Social Media aktiv." Es gibt bereits kurze Filme vom Sommerlager in Masuren, und auch vom Adventstreffen sind schon Materialien zu finden.
Jüngere und ältere Frischlinge ...
Als Vorsitzende des BJO war Renker das erste Mal dabei, aber sie war bereits als Kind mit ihren Eltern in Osterode und später als Erwachsene ebenfalls. „Zuletzt war das Adventstreffen fast nur von Jugendlichen besucht. Es wird langsam wieder zu einem Jugend- und Familientreffen, und das ist gut so", fasste sie zusammen.
Einer, der noch in seiner späten Jugend den Weg nach Osterode fand, war der LO-Sprecher Grigat. „Ich bin zwar immer eingeladen, habe es aber bis jetzt in meiner bereits 13-jährigen Amtszeit als Sprecher wegen anderer Termine nicht geschafft zu kommen", lachte er, war aber bewusst bei keiner Arbeitsgruppe aktiv dabei: „Das ist eine Begegnung für die jüngeren Generationen. Ich beobachte, schaue sehr gerne zu, aber es ist besser, wenn wir Älteren uns zurückhalten."
Außer mit neuen Gesichtern aus Schwaben und einem in Krakau lebenden Münsterländer konnte das Adventstreffen dieses Jahr mit einer jungen Bratschistin aufwarten. Lisa Bednarz hatte ihr Instrument mitgebracht und begleitete mit dessen warmen Tönen die Advents- und Weihnachtslieder während der großen Feier am Sonnabend-Abend.
Auch viele junge Kinder waren erstmals auf dem Treffen, die nächste Generation wagt an den Händen ihrer Eltern die ersten Schritte auf dieser für sie großen Bühne. Es gab eine Krabbelgruppe, und doch waren immer wieder Sprösslinge auf der Suche nach ihren Eltern und umgekehrt. Viele der einstigen Aktiven waren mit Kindern angereist, klebten ebenso begeistert Nikoläuse und die längste Papierschlange der Welt und steckten wie sie bis über die Ellenbogen in Zuckerguss und Pfefferkuchenteig.
... und alte Hasen
Es gab also einige Hände und Arme von Schokolade, Zuckerguss, Klebstoff und Tannenharz zu befreien. Ein entsprechend mit dem Säubern seiner Kinder beschäftigter Vater war der gebürtige Allensteiner Michał Schlueter vom Vorstand des Verbands der sozialkulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). „Hier repräsentiere ich aber nur mich", korrigierte er sofort, „hier treffen wir uns immer wieder privat, hier habe ich meine Frau kennengelernt, hierher kommen neue Freunde, und inzwischen sind auch unsere Kinder dabei, die die Idee weitertragen." Dann ging er mit den Kindern, die bereits an seinen Hemdsärmeln zupften, noch Plätzchen ausstechen.
Das feierliche Einläuten des Advents
Zentraler Höhepunkt war und ist am Sonnabend-Abend das feierliche Einläuten des Advents. Die Teilnehmer heißen noch genauso, sind aber in ihrer festlichen Kleidung nicht mehr wiederzuerkennen. Weihnachtslieder werden gesungen, auf den Tischen strahlt der selbst gebastelte weihnachtliche Schmuck, es gibt ein ökumenisches geistliches Wort, die geübten Tänze werden vorgeführt, es wird beim Anzünden der ersten Kerze des Adventskranzes andächtig und ruhig. Bis wieder einmal das Plappern eines Kinds den Zauber durchbricht und die Atmosphäre um eine weitere schöne Note ergänzt.
Still, aber begeistert waren die Kinder und Jugendlichen vor allem beim Zuschauen, als der Glühwein zur Feuerzangenbowle wurde. Mit dem Ausschenken der Bowle und von alkoholfreiem Kinderpunsch begann wie immer der gesellige Teil, die Plätzchen wollten schließlich auch gegessen sein, und mit Gesprächen, weiteren Tänzen und Spielen wurde noch weit in die Nacht hinein gefeiert – bis in den ersten Advent hinein.