Eindrücke vom großen Treffen der ostpreußischen Familie in der niedersächsischen Autostadt
Parallel zur Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Klieversberg öffneten sich vorletzten Sonnabend um 9 Uhr die Tore des Congressparks Wolfsburg zum diesjährigen Ostpreußentreffen der Landsmannschaft Ostpreußen. Nach der Einlasskontrolle erwartete die Besucher im Erdgeschoss eine Ausstellung mit historischen Ansichten Ostpreußens und im Foyer des ersten Stocks die Ausstellungen ostpreußischer Organisationen und gewerblicher Anbieter. Der Reigen der vertretenen Kreisgemeinschaften reichte von Allenstein über Elchniederung, Goldap, Heiligenbeil, Königsberg, Lyck, Neidenburg, Osterode und Tilsit bis nach Treuburg; der der Landesgruppen von Bayern mit dem „Preußen-Kurier" bis Nordrhein-Westfalen. Ebenfalls durch Stände vertreten waren die Arbeitsgemeinschaft Ostpreußischer Familienforscher, der Sänger BernStein, das Bildarchiv Ostpreußen, der Bund Junges Ostpreußen, der Kieler Zarenverein, das Kulturzentrum Ostpreußen, das Ostpreußische Landesmuseum, die „Prussia" und die „Tolkemita", der Verein der Deutschen in Memel/Klaipeda und die Verlagsgruppe Husum, um nur einige zu nennen.
Nach einem musikalischen Vorprogramm durch das Orchester der Stadtwerke Wolfsburg, das an diesem Tag gut aufgelegt war, begann die Festveranstaltung mit dem Glockengeläut des Königsberger Doms. Im Anschluss erfolgte der Einzug der Fahnenstaffel, auf das wiederum das Geistliche Wort von Domherr André Schmeier, die Totenehrung, diverse Grußworte, die Verleihung des Ostpreußischen Kulturpreises an Andreas Gautschi (siehe unten), sowie die Ansprache des Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor und die Festrede des LO-Sprechers Stephan Grigat (siehe Nummer 23, Seite 13) folgten. Den Abschluss der Festveranstaltung bildeten der gemeinsame Gesang des Ostpreußenliedes und der Nationalhymne.
Königsberger Klopse von VW
In der Mittagspause gab es das ostpreußische „Nationalgericht" Königsberger Klopse, aber auch Alternativen. Obwohl das Essen aus der Küche des VW-Konzerns stammte, gehörte zu den Alternativen leider nicht die so beliebte VW-Currywurst, die sowohl hinsichtlich der Zahl der produzierten Exemplare als auch bezüglich der Qualität den ebenfalls von Volkswagen produzierten Autos in nichts nachsteht.
Nach der Mittagspause, die Zeit zum Besuch der Stände im Foyer und zum Austausch mit Landsleuten bot, ging es im Festsaal mit dem Kulturprogramm weiter. Als erstes auf dem Programm stand die Tanzgruppe SAGA aus Bartenstein, die einen bunten Reigen an traditionellen (Volks-)Tänzen zeigte.
Ein Höhepunkt war auch der Auftritt der jung gebliebenen Ostpreußen-Brüder Gustav Kaludrichkeit und Otto Kaluweit, die im schönsten, heute kaum noch zu hörenden Ostpreußisch Döntjes erzählten. Ihr Programm reichte vom Trinkspruch über Witzchen und Anekdoten bis zum Gedicht, sowohl gereimt als auch ungereimt. Ausnahmsweise gar nicht zum Lachen war den Anwesenden, als zwischendurch einer der beiden ernst und auf Hochdeutsch aus seinem Buch „Das Leben meiner Mutter" vortrug.
War der heute polnische Teil Ostpreußens durch SAGA aus Bartenstein vertreten, so der litauische durch den Chor des Hermann-Sudermann-Gymnasiums aus Memel. Das Programm der 16 am E-Klavier begleiteten Schüler reichte von „Zogen einst fünf wilde Schwäne" über „Über sieben Brücken musst Du gehen", „Ännchen von Tharau", „Die Seepferde", „Sag mir, wo die Blumen sind", „Der Weg nach Hause", „Ehrenwort", „Veronika, der Lenz ist da" und „Du bist die Kraft" bis „Nette Begegnung".
Höhepunkt des Kulturprogramms
Anschließend kam der „Höhepunkt", wie der moderierende BernStein den letzten Teil des Kulturprogramms selbstironisch ankündigte. Der Moderator selbst gab sich die Ehre und trug rund ein Dutzend Lieder vor. Dazu gehörten selbstkomponierte oder zumindest -getextete Lieder ebenso wie Klassiker. Zu letzteren gehörte das Ostpreußische Reiterlied, von dem er auf Wunsch des LO-Sprechers, wie er betonte, alle sechs Strophen vortrug. Zu besagten Klassikern gehörte auch „Wenn die bunten Fahnen wehen". Bei keinem anderen Lied kam das Publikum BernSteins Aufforderung mitzusingen derart unüberhörbar nach wie bei diesem. Der Höhepunkt dieses letzten Programmteils war sicherlich erreicht, als SAGA nach dem ersten Vortrag dieses Fahrtenliedes der deutschen Jugendbewegung spontan den Sänger bat, zu ihm tanzen zu dürfen, und die Tanzgruppe zu BernSteins Wiederholung dieses Stückes tanzte. BernSteins Kommentar nach diesem gemeinsamen Auftritt: „Hinweis an Herrn Grigat: Sie können in Ihrer Zeitung schreiben: ,Der Saal hat getobt.'"
Zum Schluss des Programms stellte BernStein das Publikum vor die Wahl zwischen „Auf Wiedersehen" und dem Ostpreußenlied. Mit dem gemeinsamen Gesang des Ostpreußenliedes ohne Instrumentalbegleitung, was das Stimmenmeer umso deutlicher und imposanter hervortreten ließ, endete nicht nur das Kulturprogramm, sondern auch dieses Ostpreußentreffen.
Die Durchführung des Ostpreußentreffens wurde aus Mitteln der Stiftung Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg, für die Stiftung Ostpreußen gefördert. Das Kulturreferat am Ostpreußischen Landesmuseum finanzierte aus Mitteln des BKM den Auftritt der Tanzgruppe Saga aus Bartenstein. Ein Zuschuss der Landesaufnahmebörde Niedersachsen, Standort Grenzdurchgangslager Friedland, ermöglichte den Auftritt des Chors des Hermann-Sudermann-Gymnasiums aus Memel.