Karten Ostpreußen, Königsberg
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Geschichte


  
Zur Geschichte Ostpreußens

Seit dem Hochmittelalter hieß dieses Land zwischen Weichsel und Memel Preußen und später Ostpreußen; denn der ursprüngliche Name ging auf den größeren Staat, das Königreich Preußen, über.

In frühgeschichtlicher Zeit bewohnten die baltischen Prußen nach Stammesgebieten gegliedert dieses Land. Sie widersetzten sich bis ins Hochmittelalter der Christianisierung und somit auch einer Einbindung in fremdes Staatsgefüge. Nach langen und von wenig Erfolg gekrönten Anstrengungen der Mission aus dem Bereich der seit 966 christlichen Polen endete in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Epoche der Frühgeschichte im Preußenland.

Die nachfolgende Geschichte lässt sich in vier Abschnitte gliedern:

  • Ordenszeit 1231 – 1525
  • Herzogtum Preußen 1525 – 1701
  • Königreich Preußen 1701 – 1772
  • Provinz Ostpreußen seit 1772

Im Winter 1225/26 rief Herzog Konrad von Masowien, ein polnischer Teilfürst, von prußischen Gegenangriffen bedrängt, den Deutschen Orden gegen die Prußen zur Hilfe. Kaiser und Papst gestanden diesem die zu gewinnenden Gebiete 1226 und 1234 zu. Der Orden war allein dem Papst verpflichtet und konnte seine Territorialherrschaft errichten. In der Folgezeit gründete der Orden Städte und Dörfer und besiedelte das dünn bewohnte Land durch Deutsche, denen das günstige Kulmer Recht vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bot. Rund 300 Jahre bestand dieser Staat, bis er, durch Kriege und von Krisen geschwächt, unterging.

Mit dem durch die polnisch-litauische Union von 1386 entstandenen mächtigen Nachbarstaat im Süden und Osten kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. 1410 unterlag das Ordensheer bei Tannenberg. 1466 verlor der Orden durch den 2. Thorner Frieden das später "Westpreußen" benannte Gebiet und das Ermland. Die Hansestädte an der unteren Weichsel, geführt von Danzig und Thorn, unterstützten Polen in dieser Auseinandersetzung. Eine polnische Oberhoheit wurde seitens des Ordens und des Papstes nie anerkannt. Ein dritter Krieg von 1519–21 wurde nicht entschieden, schwächte den Ordensstaat aber vollends.

Als letzter Hochmeister in Preußen säkularisierte Albrecht von Brandenburg-Ansbach 1525 schließlich den restlichen Ordensstaat mit seiner Hauptstadt Königsberg, trat zum evangelischen Glauben über und nahm Ostpreußen vom polnischen König Sigismund, seinem Onkel, als erbliches Herzogtum zu Lehen. Erst 1657 beendete der Große Kurfürst im Vertrag von Wehlau dieses Abhängigkeitsverhältnis.

Sein Nachfolger, Kurfürst Friedrich III., krönte sich am 18. Januar 1701 in Königsberg als König Friedrich I. in Preußen und verband so den Namen Preußen mit dem brandenburgischen Staat.

Das 1. und 2. Drittel des 18. Jahrhunderts war in vieler Hinsicht für Ostpreußen von umwälzender Bedeutung: So entvölkerte zu Beginn des Jahrhunderts die Pest weite Teile des Landes. 1732 siedelten sich 15.000 evangelische Salzburger in Ostpreußen an, die ihre Heimat aus Glaubensgründen verlassen mussten. Ihr Zuzug trug wesentlich zur wirtschaftlichen Konsolidierung Ostpreußens bei. Ein Zwischenspiel von vier Jahren war die Annexion Ostpreußens durch die Zarin Elisabeth von Russland von 1758 bis 1762. Im Jahre 1772 wurde aus dem alten Preußenland nach der Wiedereingliederung des Ermlandes die Provinz Ostpreußen.

Nach der Niederlage 1806/07 gegen Napoleon war Ostpreußen letzte Bastion Preußens. Erst die Befreiungskriege stellten 1813/15 die alte Souveränität wieder her.

Im 19. Jahrhundert blieb Ostpreußen ein Agrarland, aber es entwickelte in diesem Bereich ein hohes Niveau und nahm an der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands aktiv teil, so z.B. durch den Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung Eduard von Simson und den liberalen Königsberger Politiker Johann Jacoby.

Nach einer langen Friedensperiode wurde die Provinz 1914/15 erneut Kriegsschauplatz. Die Russen drangen tief ins Land ein; durch die Siege von Tannenberg und an den Masurischen Seen sowie durch den Winterfeldzug in Masuren 1915 wurde es befreit.

Die Bestimmungen des Versailler Vertrages von 1919 trennten das Memelland und das Gebiet um Soldau ohne Volksabstimmung von Ostpreußen ab, und durch die Schaffung des "Polnischen Korridors" verlor Ostpreußen seine direkte Verbindung zum übrigen Reich.

Der letzte Teil des Zweiten Weltkriegs brachte den schwersten und unglücklichsten Abschnitt in der langen Geschichte Ostpreußens. 1944/45 nahmen die sowjetischen Armeen das Land ein, zerstörten es weitgehend; seine Einwohner flohen, viele kamen ums Leben, wurden verschleppt und bis auf sehr wenige vertrieben. Nach Kriegsende erfolgte die Neubesiedelung Ostpreußens. Heute steht einer mehrheitlich litauischen, russischen und polnischen Bevölkerung eine kleine deutsche Minderheit im Memelland und im südlichen Ostpreußen gegenüber, die in Deutschen Vereinen organisiert ist. In das Königsberger Gebiet sind nach dem Ende der Sowjetunion zahlreiche russlanddeutsche Familien eingewandert.

  
Zeittafel

um 965 Der Name Prußen (Prusai), eines zwischen Weichsel und Memel lebenden baltischen Volkes, wird in einer Chronik erwähnt

1226/31 Der polnische Herzog Konrad von Maso­vien ruft den Deutschen Orden zu Hilfe gegen die heidnischen Prußen. Kaiser und Papst unterstellen dem Orden die zu erobernden Gebiete

1232–55 Gründung von Kulm, Marienwerder, Elbing, Balga, Braunsberg und Königsberg. Deutsche Siedler kommen ins Land.

1274–76 Die Prußen sind niedergeworfen. Baubeginn der Marienburg. 1309 Verlegung des Hochmeistersitzes von Venedig nach Marienburg

1309–1407 Blütezeit des Ordensstaates. Der Deutsche Orden gründet 93 Städte und mehr als 1000 Dörfer nach deutschem Recht

1410 Nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg büßt der Deutsche Orden seine regionale Vormachtstellung ein. Im Frieden von Melnosee 1422 wird die Ostgrenze des Ordensstaates festgelegt (bestand unverändert bis 1945)

1525 Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach säkularisiert den Ordensstaat, nimmt das Herzogtum Preußen von der Krone Polens als erbliches Lehen an und führt als erster deutscher Fürst die Reformation ein

1618 Personalunion Brandenburg – Preußen; der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm befreit sich im Vertrag von Wehlau (1657) von der polnischen Lehnshoheit

1701 Kurfürst Friedrich III. krönt sich am 18. Januar in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen

1806/07 Im Frieden von Tilsit verliert Preußen mehr als die Hälfte des Staatsterritoriums

1914 1. Weltkrieg: Hindenburg schlägt die Russen in der Schlacht bei Tannenberg.

1919 Nach dem Frieden von Versailles (28. Juni) wird Ostpreußen vom deutschen Mutterland durch das Korridorgebiet abgetrennt

1920 Volksabstimmung in West- und Ostpreußen (11. Juli): in Ostpreußen votieren 98 % für den Verbleib bei Deutschland

1923 Litauen besetzt das Memelland

1945 Januar-Offensive: Besetzung Ostpreußens durch die Rote Armee

Potsdamer Abkommen (2. August): der südliche Teil Ostpreußens kommt unter polnische Verwaltung, das nördliche Ostpreußen mit Königsberg wird der Sowjetunion unterstellt

  
Zeittafel der Stadt Königsberg
1255 Der Deutsche Orden erbaut die Burg Königsberg
1262 Belagerung der Burg durch die Prußen und Zerstörung der ältesten Siedlung
1286 Gründung der Altstadt (Handfeste)
1300 Gründung des Löbenicht (Handfeste)
1327 Gründung des Kneiphofs (Handfeste)
1333-1380 Erbauung des Doms
1457 Die Burg wird Residenz der Hochmeister
1525 Königsberg wird evangelisch und die Hauptstadt des Herzogtums Preußen
1544 Herzog Albrecht gründet die Universität (Albertina)
1626 – 1636 Umwallung der Gesamtstadt
1660 Der Große Kurfürst legt die Bastionsfeste Friedrichsburg an
1663 Die preußischen Stände huldigen dem Großen Kurfürsten auf dem Schloßhof
1701 Januar 18. Königskrönung Friedrichs I.
1709 – 1711 Von den 40.000 Einwohnern Königsbergs rafft die Pest ein Viertel dahin
1724 Vereinigung der drei Städte Königsberg
1724 – 1804 Immanuel Kant
1730 – 1788 Johann Georg Hamann
1758 – 1762 Russische Okkupation
1807 Königsberg von Franzosen besetzt
1808 – 1809 Reformgesetze in Königsberg erlassen
1809 Februar 4. Erste Stadtverordnetenversammlung
1813 Landtag beschließt die Volksbewaffnung
1844 König Friedrich Wilhelm IV. legt den Grundstein für die Neue Universität am Paradeplatz
1848 Revolution
1861 Oktober 18. Krönung König Wilhelms I.
1905 Eingemeindung von Vororten
1914 Russische Truppen dringen bis in die Nähe Königsbergs vor
1915 Gründung der Handelshochschule
1919 Ostpreußen wird vom Reich abgeschnitten (Vertrag von Versailles)
1920 – 1941 Deutsche Ostmesse
1927 – 1929 Eingemeindung weiterer Vororte
1933 März 12. Die Stadtverordnetenwahl bringt den Nationalsozialisten die absolute Stimmenmehrheit
1944 August 26./27. und 29./30. Durch Nachtangriffe der Royal Air Force wird Königsberg schwer zerstört
1945 Januar 27. General Otto Lasch wird zum Kommandanten der Festung Königsberg ernannt
1945 April 6. Großangriff der Sowjets auf Königsberg. Über 100.000 Zivilisten in der Stadt
1945 April 9. Königsberg kapituliert
1946 April 7. Eingliederung in die RSFSR und damit in die UdSSR, Juli 4. Umbenennung Königsbergs in Kaliningrad
1947 – 1948 Abtransport der etwa 25.000 überlebenden Deutschen
1949 Gründung der Kreisgemeinschaft Königsberg-Stadt in Hamburg (heute: Stadtgemeinschaft Königsberg)
1960 Wiederaufbau des Neuen Schauspielhauses und Erweiterung um Säulenportikus
1968 Stadtverwaltung zieht in ehemaliges Stadthaus am Hansaplatz um - Erster offizieller Gottesdienst der orthodoxen Gemeinde in Juditten
1969 Sprengung der Ruine des Königsberger Schlosses. Eine Initiative russischer Intellektueller von 1965 zur Erhaltung des Schlosses ist damit gescheitert.
1974 Kant-Jubiläum. Universität beginnt mit der Erforschung von Leben und Werk Immanuel Kants und Einrichtung des Kant-Museums im Universitätskomplex.
1989/90 Erste Kontakte zwischen Altbürgern und Neubürgern Königsbergs
1991 Öffnung des Königsberger Gebietes für Tourismus
1993 Eröffnung des vom BMI finanzierten Deutsch-Russischen Hauses
1994 450-Jahrfeier der Albertus-Universität mit großem Kulturprogramm unter maßgeblicher deutscher Beteiligung
1998 Dom erhält neues, von ostpreußischen Institutionen finanziertes Kupferdach
2004 Kant-Jahr und offizielles Jahr der deutschen Kultur in Rußland
2005 750 Jahre Stadt Königsberg
2018 Königsberg ist Spielort der Fußball-WM