Die Ordensburg Marienwerder

Am nordwestlichen Stadtrand der ehemaligen Kreisstadt und seit 1920 Hauptstadt des Regierungsbezirks Westpreußen (Provinz Ostpreußen – bis 1939 und danach Regierungshauptstadt des Regierungsbezirks Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen) finden wir zwischen Marienburger- und Danziger Str. die wehrhaft anmutende Domschlossanlage.

Das beeindruckende Bauwerk von Marienwerder steht beherrschend über der Stadt (heute ca. 39000 Einwohner) und ragt weithin sichtbar hinaus über das Niederungstal der Alten Nogat.
Die Gesamtausdehnung der Anlage in der Ost-West-Richtung, inclusive des weltberühmten ca. 60 Meter langen Danzkers, der sich auf fünf wuchtigen Bogengängen hin zum Werder erstreckt, beträgt 200 Meter.
Der Bau von Dom und Kapitelschloss entstand in der klassischen Zeit der großen Backsteinbauten der Ordensgotik, etwa 1322-1360.

Die Einheit von Kirche und Burg wurde hier in hervorragender baulicher Weise umgesetzt.
Der sich schwach verjüngend emporsteigende Hauptturm der Anlage dient sowohl als Bergfried der Burg wie auch als Glockenturm des Domes. Die Wehrhaftigkeit dieser Anlage unterstreicht der in gleicher Weise Domkirche und Kapitelschloss umschließende Wehrgang auf der Mauerkrone. Der Dom war der Heiligen Jungfrau und dem Evangelisten Johannes geweiht. Als Baumeister wird unter Bischof Berthold ein Bruder Rupert erwähnt. Das durch seine Lage am Steilufer malerisch wirkende Hochschloss diente den jeweiligen
Domherren als Wohnsitz.

1709 fand im Schloss ein Treffen von König Friedrich I. in Preußen mit Zar Peter I. von Rußland statt.
1772 wurde die Regierung von Westpreußen, damals die oberste Gerichtsbehörde, im Schloss untergebracht. Aus Ermangelung am Sinn für geschichtliches Kulturgut, ließ man 1798 Teile des Hochschlosses abbrechen. Bis 1935 war im Schloss das Amtsgericht untergebracht, ab 1936 die Reichsführerschule der HJ.

An der Nordwand des Doms befindet sich die Grabkapelle mit Epitaph des Gründers der ersten kurbrandenburgischen Kolonie an der Goldküste Otto-Friedrich v.d. Groeben.
In der Krypta an der Ostseite des Domes befindet sich das Grab von Werner v. Orseln, einem Hochmeister des Deutschen Ordens.

Ebenfalls an der Ostseite befindet sich das Grab der heiligen Dorothea von Montau, die sich 1393 freiwillig in einer Klause am Dom einmauern ließ.
Im Schloss befindet sich ein naturkundliches archäologisches Museum.

Abschließend kann man sagen, dass es sich bei der Domburganlage von Marienwerder, neben der
Marienburg, wohl um eine der beeindruckendsten, noch vorhandenen Anlagen der Ordensgotik
handelt.
Wenn Marienwerder auch etwas abseits der gängigen Reiserouten von und nach Ostpreußen liegt, sollte ein Besuch dieses Bauwerkes auf keiner Ostpreußenreise fehlen.

Quellenangaben:

• Dome, Kirchen und Klöster in Ost- und Westpreußen
• Handbuch der historischen Stätten in Ost- und Westpreußen
• Städte-Atlas Ostpreußen
• Ostpreußen, Westpreußen, Danzig, Memel – unvergessene Heimat
• Reiseführer Ostpreußen (Gerd Hardenberg)

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