Treffen der Mittleren Generation in der Fränkischen Schweiz

Von Rüdiger Stolle

„Das Wetter: am Freitag immer wieder Schauer, am Sonnabend bedeckt mit gelegentlichen Auflockerungen, am Sonntag teils heiter, teils wolkig.“

Na bitte, das klingt doch vielversprechend! Manche Dinge scheinen sich eben nur selten zu ändern: schon auf manchen Pfingstlagern der 90er war das Wetter eine spezielle Herausforderung. Da war der erste Gang nach dem Herausschälen aus dem Schlafsack nicht etwa den gemütlichen vier Wänden, sondern dem Barometer gewidmet.

Warum sollte das jetzt also anders sein, wo sich Kameraden und Freunde jener Zeit der Ostpreußischen Jugend endlich einmal wiedertreffen wollten. Außerdem verhieß die Prognose ja steigende Aussichten – das war doch schon einmal etwas!

Eine ganze Weile hatte es ja gedauert, von der ersten Idee bis nun zur Verwirklichung: Schon seit etwa drei Jahren ist das Vorhaben in vieler Munde gewesen. Doch jetzt war es endlich soweit: alte Adreßlisten wurden hervorgekramt, ungültige E-Post-Adressen neu ausfindig gemacht, Verbindungen (bis nach Schottland) wiederhergestellt.

Als dann am Freitag morgen eine frohe Schar von fast 40 jungen (die Kinder waren teilweise in der Überzahl!) und junggebliebenen Ostpreußen am Bahnsteig von Streitberg auf den Dampfzug durch die Fränkische Schweiz wartete, war längst der sorgenvolle Blick zum Himmel entspannt. Heute würden wir trocken bleiben! Es folgten 2½ dicht gedrängte Tage mit viel Programm und Erinnerung. Eine ausgedehnte Wanderung auf und ab durch beeindruckende Höhlen und Verstürze, die schließlich durch den vielversprechenden Besuch in der „Kuchenmühle“ belohnt wurde. Und von wem genau dieses tiefe Brummen aus einem Seitenarm in einer der Höhlen kam, wollten die Jüngsten trotz der zahlreichen mitgenommenen Taschenlampen dann irgendwie doch nicht erkunden …

Klar wurde am nächsten Tag zumindest, daß es das große Bärenskelett und die vielen Knochen, die bei der Führung durch die mächtige Teufelshöhle herumstanden bzw. lagen, schon seit längerer Zeit nicht mehr gewesen sein können. Also ging es wenig später erleichterten Schrittes weiter – auf die Sommerrodelbahn zu. Der aufgestaute Froschgrundsee dazwischen schien eine nette weitere Auflockerung zu versprechen. Doch wer sagt, daß man die Karpfen auf gleicher Augenhöhe füttern muß? Aber echte Tierliebe kennt eben keine Grenzen und so gab es zum Erstaunen der Übrigen plötzlich einen satten Klatsch und eine der jüngeren Teilnehmerinnen brauchte das Fischfutter in der Hand nur noch loszulassen, anstatt zu werfen …

Nach einem sehnsüchtig erwarteten warmen Abendessen wurden dann beide Abende plötzlich recht emotional. Zum Feiertag passend, gab es am 3. Oktober eine Diarückschau auf die aufwühlenden Tage und Wochen vor und nach dem 9. November 1989. Viele der anwesenden Kameraden waren ja selbst mitten dabeigewesen, sei es beim Mauerfall selbst oder bei jener fast schon legendären gemeinsamen Fahrt über den Grenzübergang Lübeck-Schlutup am Heiligabend 1989. War dieser Vortrag mehr eine Rückschau, der gleichwohl die Aufbruchstimmung jener Tage wieder ein wenig wecken wollte, waren die Bilder am nächsten Abend eine ganz besonders stimmungsvolle Einladung in das heutige Ostpreußen. Solche beeindruckenden Bilder hatten auch die Freunde noch nicht gesehen, die meinten, eigentlich alle wichtigen Ecken und Enden dort zu kennen. Klar wurde dabei eben auch, daß sich Ostpreußen und seine politische Situation in Europa in den letzten 15-20 Jahren unglaublich gewandelt hat.

Und so gab es an diesem Abend wohl keinen, der sich nicht wünschte, sehr bald einmal wieder dort zu sein, sei es auf der Terrasse in Heinrichshöfen bei den besten Blaubeerpfannkuchen der Welt, an den Gütern und Schlössern, die nun nach und nach jemanden finden, der sie in alten Glanz zurückversetzt oder eben auf der Danziger Grünen Brücke über die Mottlau mit jenem Blick über den Fluß und in die Altstadt hinein, wie sie der Fotograf in noch nicht gesehener Abendstimmung beim Sonnenuntergang eingefangen hat.

Was bleibt? Sie sind wieder da – die „Ehemaligen“. Ein nächstes Treffen für Ende Mai 2009 wurde fest geplant und es scheint schon jetzt, daß die Teilnehmerzahl dabei noch einmal einen deutlichen Sprung (nach oben) machen wird. Dann im hohen Norden an der Nordsee. Aber – ob die da auch Bären haben? …

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