16./17. Oktober 2004 in Münster/Westfalen:

Westpreußenseminar

Die Tagung der Jungen Generation im BdV NRW war mit der Regionalversammlung des BJO Regionalverband West verbunden. Hier standen unter anderem Neuwahlen des Vorstandes sowie weitere Aufgaben bevor. Den neuen Regionalvorstand bilden nunmehr: Raphael Schmelter (Vorsitz), Stefan Hein (Stellv. Vorsitz) sowie einen Beisitzer.

Nach der Begrüßung stellte der Landesgeschäftsführer des BdV NRW, Markus Patzke, den Aufbau und die Struktur des BdV vor.

Als BdV-Kreisvorsitzende von Münster begrüßte Frau Roswitha Möller alle Teilnehmer und stellte ihren Kreisverband vor. Dabei fand besondere Beachtung, daß Frau Möller mit einigen anderen aus dem Kreisverband in Münster einmal im Monat eine 50 Minuten dauernde Hörfunksendung (“Ost-West-Radio”) gestaltet, die Kulturelles, Geschichtliches und Aktuelles über die Ostdeutschen und ihre Heimatgebiete umfaßt.

Herr Hans-Jürgen Schuch, der stellv. Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Westpreußen, referierte über seine Heimatprovinz. Ein wichtiges Ereignis war das Jahr 1773, als der “Alte Fritz” den beiden Provinzen die Namen Ostpreußen und Westpreußen verlieh. Der gebürtige Elbinger erzählte auch über den Beginn seiner Landsmannschaft 1949 und ihren Aufbau. Seit jenem Jahr besteht auch die Zeitung “Der Westpreuße”.

Der nächste Referent machte schon durch sein einfaches Erscheinen Eindruck. Es war Herr Hans-Günther Parplies, BdV-Vizepräsident und nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender, außerdem Vorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. In seinem Vortrag ging er auf drei wichtige und aktuelle Themen ein. Er begann mit der 1974 gegründeten Kulturstiftung der deutschen Heimatvertriebenen, die unter Kanzler Kohl noch mit 42 Mio DM dotiert wurde, von der Schröder-Regierung seit Juli 2000 mit “satten” 0 DM bezuschußt wird. Daß es die Kulturstiftung überhaupt noch gibt, ist besonders Herrn Parplies und seinem Engagement zu verdanken. Ein weiteres Thema war das vieldiskutierte “Zentrum gegen Vertreibungen”. Der Vortragende sprach sich vehement für den Standort Berlin aus. Das Zentrum setzt sich zum Ziel, sich mit Vertreibungen in Europa zu befassen, wobei das deutsche Schicksal eine würdige Beachtung finden sollte. Der letzte Teil des Vortrags handelte von der “Preußischen Treuhand”, deren Struktur und Zielen. Nach EU-Normen hat das Recht auf Privateigentum für jeden zu gelten, auch für die deutschen Vertriebenen und ihre Nachkommen. Parplies betonte, daß das Anliegen der “Preußischen Treuhand” nur in Verbindung mit dem Recht auf die Heimat zu verstehen sei.

Den Abend ließen wir in einer gemütlichen Lokalität bei interessanten Gesprächen und Witzen in einer lockeren Stimmung ausklingen.

Am nächsten Tage fuhren wir nach Münster-Wolbeck, wo sich das “Westpreußische Landesmuseum” befindet. Dort erwartete uns der stellv. Museumsleiter, Herr Dr. Martin Steinkühler, der uns durch das Museum und somit durch die westpreußische Geschichte führte. Das Westpreußenmuseum ist sehenswert; durch seine vielfältigen Exponate und mit der guten Führung läßt es einen Besucher in das oft zu wenig beachtete Land eintauchen.

Im Anschluß an die Führung hörten wir uns den Vortrag “Die Vertriebenen zwischen Mauerfall und EU-Osterweiterung – Rückblick und Aussicht” vom Pressereferent der Landsmannschaft Ostpreußen, Bernhard Knapstein, an. Die Klagen gegen den polnischen Staat hätten schon vor Jahren eingereicht werden können, da Polen lange vor dem EU-Beitritt die EU-Menschenrechtskonvention unterzeichnete. Auch er sprach das “Zentrum gegen Vertreibungen” an und erwähnte den “Wissenschaftlichen Beirat”, der vom BdV um die Akzeptanz des Projektes in der Gesellschaft willen u. a. mit “Linksintellektuellen” besetzt wurde, wobei der BdV selbst offenbar zu kurz kam. Insofern stellt sich jetzt die Frage, welche Ziele dieser “Wissenschaftliche Beirat” verfolgt: Sind es die Interessen des BdV, primär das Schicksal der Deutschen darzustellen, oder sind es andere Bestrebungen.

Mit dieser Diskussion am Ende des Vortrages von Herrn Knapstein, der in aller Deutlichkeit alles ansprach, was in den letzten Jahren passierte, und einem kurzen Blick in die Zukunft beendeten die Seminarleiter – Markus Patzke (BdV) und Jochen Zauner (BJO) – das bereichernde Seminar.

Die Teilnehmer waren mit dem Seminar allesamt zufrieden. Es entstanden neue Bekanntschaften und Freundschaften, und ein “Wir-Gefühl” hatte sich gebildet. So ist es nur jedem zu empfehlen, beim nächsten Mal auch dabeizusein.

Stefan Hein

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