Unterwegs von Sorquitten nach Wigrinnen:

BJO-Paddeltour 2004

Natur pur vom Wasser aus

Natur pur vom Wasser aus

Auf eine gesunde Normalgröße von sieben Teilnehmern geschrumpft startete die 3. BJO-Paddeltour in Folge, wiederum Anfang August, in Ansbach.

Immerhin drei Teilnehmer der letztjährigen Tour konnten “angeheuert” werden, leider fehlten altgediente Paddler und Mitorganisatoren aus verschiedenen Gründen – Bundeswehr (freiwillig und unfreiwillig), Arbeit, Schule, Nordkap… trotz aller Absagen eins vorweg: die Fahrt hat sich mal wieder gelohnt!

Die relativ kleine Gruppe machte es uns nicht schwer, einander kennenzulernen und ein gutes Gruppengefüge zustande kommen zu lassen. Ohne Zwischenfälle, alterprobt, kamen wir über Küstrin und die ehemalige Reichsstraße Eins pünktlich (dank einiger Fahrkünste fast schon zu früh…) in der obligatorischen Kaffeeklappe an, fuhren über die alte Weichselbrücke von Dirschau und erreichten kurz nach Sonnenaufgang die Marienburg. Und das ist definitiv die beste Zeit, um nach Ostpreußen selbst zu gelangen; nicht nur für die “Ostpreußen-Neulinge” war es ein faszinierender Anblick.

Es folgten diverse Pflichtbesuche – Schloß Finckenstein, Burg Schönberg, Allenstein und, als Belohnung, Kaffee und Pfannkuchen im “Hotel im Park” in Heinrichshöfen/Sorquitten – bevor wir am Nachmittag bei Kruska in Wigrinnen ankamen und zum erstenmal unsere Zelte aufbauen konnten. Dank Trockenübung im heimischen Wohnzimmer schafften dies auch alle erstaunlich schnell…!

Nach einer erholsamen Nacht ließen wir uns am nächsten Morgen wieder nach Sorquitten fahren, wo wir unsere Tour starten wollten. Nicht zum letzten mal sahen wir einen herrlichen Sonnenaufgang – und von diesem Moment an nur noch strahlenden Sonnenschein!

Die vier Boote waren schnell auf Kurs, auch wenn es in einem Fall fast zu einer Scheidung gekommen wäre. Aber diese Nebensächlichkeiten waren bis zur ersten Pause bereinigt, von da an ging es nur noch volle Fahrt voraus. Die üblichen Spielchen konnten beginnen, die ersten unvorsichtigen Boote, die sich dem Flaggschiff widersetzten, landeten im Schilf, die Taktiken wurden durch Hinterhalte und Bündnisse verfeinert, und am Abend konnten wir müde, aber stolz, das erste Lager auf einer kleinen Insel beziehen.

Herrenrunde mit Kaltschale

Herrenrunde mit Kaltschale

Die folgenden Tage vergingen wie im Fluge, das gute Wetter hielt trotz aller Unkenrufe, die Verpflegung stimmte, auch wenn einige eine Meuterei wegen zuviel Hühnersuppe anstrebten. Bäume (natürlich nur schon tote!) fielen dem Lagerfeuer zum Opfer, Omelette aus 21 Eiern wurde verzehrt, Zelte wurden auf- und abgebaut, Sachen zum Trocknen aufgehängt, Milchtüten wurden ausgeschüttet und verseuchten Sitzkissen, Schnaps ging zu Bruch, pünktlich auf dem Muckersee drehte sich der Wind, die Ostpreußenflagge wehte trotzdem immer tapfer auf dem Versorger, die anvisierten Lagerplätze wurden erreicht und waren jedesmal frei – fast zuviel Routine, wären da nicht immer wieder Dinge vorgefallen, aus denen man lernen konnte und die es bis dahin noch nicht gab. Zum Beispiel sollte man sich nie hinten auf´s Boot setzten, wenn man keinen festen Halt hat. Und einem die Mitpaddler üble Scherze spielen wollen. Und wenn, dann sollte man nicht direkt in den Schlamm fallen, sondern dies im klaren Wasser tun (gell, Willi?). Und man sollte keine Handy-SIM-Karte bei sich tragen, wenn man ein Gruppenbild vom Wasser aus machen will (v.a. wenn es meine ist, Marc!!). Man sollte auch nicht mit einheimischen Polen Beachvolleyball um höhere Einsätze spielen (colpa mia). Lagerfeuerspuren darf man auch nicht hinterlassen, “sonst findet uns der Feind” – und wir wissen ja jetzt, wie man das vermeidet! Und ein hübsches Mädel im Zelt bedeutet nicht unbedingt, daß nicht geschnarcht wird (Uschi, wer war´s nun, mal ehrlich??). Zuviel Zurückhaltung beim Essen ist auch nicht unbedingt zuträglich, wenn man Cendres dabei hat. Und an jeden zukünftigen Leiter: fangt nicht an, über die Strecke zu diskutieren, Aussagen wie “hinter der Kurve sieht man das Ziel fast schon”, “haben schon mehr als die Hälfte” und “müßten jetzt gleich da sein” sind bei jeder Gelegenheit einzustreuen!!

Damen zur See

Damen zur See

Am Mittag des fünften Tages hatten wir den Beldahnsee erreicht, nie waren wir weiter gepaddelt. Dieser See stellte also eine Neuerung dar (mal abgesehen von der legendären ersten Tour, als wir gezogen wurden…). Nach einer letzten Stärkung gingen wir auf die letzte Etappe und quälten uns in Rekordzeit nach Wigrinnen zurück, wo uns, ausgetrocknet von der Hitze auf dem großen See, eine nasse Abkühlung sicher war… Das mitternächtliche Feuerwerk am anderen Ufer des Sees verpaßten einige der Übermüdeten allerdings bereits.

Der nächste Tag empfing uns mit ungewohnter Bewölkung. Die Hoffnung auf einen Ausflug ans Haff und an die Ostsee ging im Dauerregen unter. So blieben die Besuche von Nikolaiken, Heiligelinde, Gallingen, der alten Autobahn und Frauenburg. Zu gerne hätten wir diese Fahrt auf der Nehrung ausklingen lassen, aber was soll man nach einer Paddeltour ohne einen einzigen Regenguß schon am Wetter rummeckern…

Über Marienburg und Dirschau ging es zur Kaffeeklappe, von dort über Küstrin nach Ansbach zurück. Viel zu schnell ging auch diese Tour zu Ende. Und wieder war sie für alle Teilnehmer eine unvergeßliche, unvergleichliche und begeisternde Fahrt. Eigentlich bleibt nur eins – vielleicht doch nochmals!?

Lageridylle

Lageridylle

Am Badesee

Am Badesee

Paddeln mit LO-Prominenz: Bundesschatzmeister Böld mit Gemahlin

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