Denkmalschutz in Preußisch Holland

Arbeit gegen die Patina des Vergessens

Das Ehrenmal in Quittainen

Das Ehrenmal in Quittainen

Die deutsche Kultursubstanz in Ostpreußen besteht aus der deutschen Volksgruppe, Kirchen, Burgen, Denkmälern und aus Friedhöfen, deren Grabsteine Ausschnitte aus dem Leben in Ostpreußen widerspiegeln. Denkmalschützende Maßnahmen gehören deshalb seit jeher zu den alljährlichen Aktivitäten der ostpreußischen Jugend in der Heimat.

Nachdem die ostpreußische Jugend im Bund Junges Ostpreußen (BJO) im Vorjahr in den Landkreisen Allenstein und Rößel Gefallenenehrenmale und Gedenksteine gepflegt hatte (Pfingstlager 2002, Kriegsgräberaktion 2002), folgte der BJO in diesem Sommer dem Ruf der Kreisgemeinschaft Preußisch Holland. Neben dem BJO und den Jugendlichen des Deutschen Vereins in Pr. Holland, reihte sich auch ein junger Pole in die Jugendgruppe ein.

Es galt das Gefallenenehrenmal von Quittainen vom Moos zu befreien. Das Ehrenmal ist gut 3,5 m hoch und besteht aus einem Kreuz, das von einem Rundbogen eingefaßt ist. Auf dem Kreuz finden sich die Jahreszahlen 1914 und 1918, während auf dem Rundbogen die Namen der rund 50 Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu lesen sind. Der Blutzoll der Gemeinde Quittainen betrug damit ein Drittel ihrer wehrfähigen Männer.

Pr. Holland: Der Jüdische Friedhof wird begehbar gemacht

Pr. Holland: Der Jüdische Friedhof wird begehbar gemacht

Bei den Pflegemaßnahmen stellte sich heraus, daß der Sandstein des Rundbogens stark verwittert und porös ist. Die Namen der Gefallenen werden bereits in kurzer Zeit nicht mehr zu lesen sein. Gegen den Zahn der Zeit und Witterung helfen nur weitergehende Maßnahmen zur Erhaltung des Ehrenmals.

Auch in der Stadt Pr. Holland hatte die Gruppe einen zweitägigen Einsatz. Die Reste des historischen jüdischen Friedhofes der Stadt Pr. Holland. Die jüngsten vorhandenen Grabsteine stammen zwar aus dem 18. und 19. Jahrhundert, aber ein Teil des Friedhofes ist eingeebnet und gehört heute, nach Angaben Ortsansässiger, zum Nachbargrundstück des Friedhofes, auf dem Baumaterial gelagert wird. In der Kreisstadt Pr. Holland lebten zum Ende der Weimarer Republik zwischen 15 und 18 jüdische Familien. Bei der Volkszählung von 1939 wurden noch 8 Juden im Landkreis registriert. Das Schicksal der Juden von Pr. Holland kann im Kreisbuch Pr. Holland (1978) in dort abgedruckten Korrespondenzen von Emigranten nachgelesen werden.

Sommerfest in Preußisch Holland

Sommerfest in Preußisch Holland

Auf dem Friedhof hatte die Jugend zunächst mit dem zum Teil mannshohen Wildwuchs von Distelgewächsen und Baumablegern zu kämpfen. Nachdem der Bewuchs mit der Motorsense gestutzt und das Gelände dadurch begehbar gemacht worden war, richteten die Jugendlichen umgestürzte Grabsteine wieder auf und fügten zerschlagene Steine notdürftig zusammen. Nicht abschließend beseitigt werden konnten Graffitis von Grabsteinen, die von polnischen Nationalisten zu Beginn des Irakkrieges auf einige Grabplatten geschmiert worden waren. Der Anteil an Lösungsmittel in der Farbe war offensichtlich zu hoch für die im Vorfeld der Maßnahme organisierten Chemikalie und Bürsten. Die Farbe war bereits tief in den Sandstein eingezogen und mehrfaches Auftragen der Chemikalie zeigte keinen Erfolg. Die preußisch-polnische Jugendgruppe zeigte sich schlußendlich dennoch zufrieden. “Es macht einfach Freude”, so eine Teilnehmerin, “im gemeinsamen Wirken Spuren ostpreußischen Kulturlebens wieder zu Tage zu bringen. Wir arbeiten gegen das Vergessen der deutschen Geschichte.”

Die Gruppe nahm zum Abschluß der Arbeiten noch an dem Sommerfest der Kreisgemeinschaft Pr. Holland teil, an dem bei herrlichstem Wetter rund 100 Landsleute des Deutschen Vereins und aus der Bundesrepublik teilnahmen. Den denkmalschützenden Jugendlichen galt der besondere Dank des Kreisvertreters Bernd Hinz und der BJO-Bundesführung.

B. Knapstein

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