Unser Pfingstlager 2002 in Ostpreußen

Auf dem Oberländischen Kanal

Auf dem Oberländischen Kanal

Es hat schon fast zehnjährige Tradition, daß sich die jungen Ostpreußen zu Pfingsten in der Heimat treffen. Für vier Tage 1.000 Kilometer fahren? So mancher wird behaupten, daß sich das nicht lohne. Da kommt man am Donnerstag oder vielleicht auch erst am Freitag müde und kaputt nach 14 Stunden Fahrt an, hetzt dann vier Tage von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, schläft im nassen Zelt und tritt daraufhin wieder den anstrengenden Heimweg an. Toller Urlaub, werden viele denken. Doch das Gegenteil ist der Fall, sobald wir in Ostpreußen angekommen waren, hatten wir alle Strapazen der Anreise und sogar die Müdigkeit vergessen. Die Freude, wieder in Ostpreußen zu sein, war viel größer als persönliche Entbehrungen. Sogar diejenigen, die zum ersten Mal ostpreußischen Boden betreten hatten, waren vom ersten Augenblick an nur begeistert von der Schönheit, der Ruhe und Einzigartigkeit der Landschaft.

Unser Lagerplatz befand sich in Alt Schöneberg westlich von Allenstein auf einem Bauernhof. Zunächst wurde der Lagerplatz so hergerichtet, wie es sich für ein Pfingstlager der ostpreußischen Jugend ziemt. Unsere Teilnehmer aus Preußisch Holland stellten den Fahnenmast auf. Die Feuerstelle wurde aufgerichtet und eine Herren-Bad- Außenstelle wurde eingerichtet. Leider regnete es die ersten zwei Tage, so daß wir unser Feuer erst am zweiten Abend so richtig einweihen konnten. So widmeten wir uns dann dem richtigen Lagerleben. Mit Erbsensuppe und Stockbrot, Feuerteufel spielen am Lagerfeuer, Singen bis in die Morgenstunden und allem was dazugehört.

Am Freitag stand das Oberland im Vordergrund. Das Oberland? Da gibt es doch diesen eigenartigen Kanal, wo man die Schiffe über die Berge zieht. Mehr wußten viele von uns nicht über diese einzigartige Konstruktion. Das sollte sich aber im Laufe des Tages ändern. Erste Station war Mohrungen. Auf den Spuren Johann Gottfried Herders wandelten wir durch die Straßen. Das gotische Rathaus und die Kirche aus dem 14. Jahrhundert beeindruckten sehr und bestätigten besonders unseren Neulingen die vielen Spuren deutscher Kultur. Natürlich besuchten wir auch das Herder- Museum im Dohna- Schlößchen. Gegen Mittag ging es dann weiter zum Oberlandkanal. Von Buchwalde ließen wir uns mit dem Schiff gemütlich nach Elbing fahren. Die Technik der “Geneigten Ebenen” war für viele ein Tageshöhepunkt. In Elbing angekommen vollendete die Tour durchs Oberland ein Stadtrundgang. Von hier aus fuhren wir dann mit dem Bus zurück nach Alt Schöneberg und freuten uns aufs warme Abendessen.

Nach getaner Arbeit vor dem Denkmal in Ramsau

Nach getaner Arbeit vor dem Denkmal in Ramsau

Der zweite Tag war der Kriegsgräberpflege gewidmet. Mit finanzieller Unterstützung der Kreisgemeinschaft Allenstein- Land und in Beratung mit Leo Michalski hatten wir es uns zum Ziel gesetzt, das Denkmal zu Ehren der Gefallenen des ersten Weltkriegs in Ramsau wieder herzurichten. Mit sämtlichem Werkzeug vom Hochdruckreiniger bis zum Spaten machten wir uns früh morgens auf den Weg. Das Denkmal befindet sich im Ortskern direkt an der Straße durch Ramsau bei Wartenburg. Von den Einwohnern wurden wir zuerst etwas kritisch beäugt, als dann aber der Pfarrer und später noch die Bürgermeisterin sich zu uns gesellten, war der Damm gebrochen.

Zunächst mußte das überwucherte Denkmal vom Unkraut befreit werden, Bäume fällen, Müll aufsammeln und alles, was dazu gehört. Hier waren viele fleißige Helfer am Werk. Ein Nachbar stellte uns Strom und Wasser zur Verfügung, ein anderer lieh uns seinen kleinen Transporter für die Abfälle. Die Frau in dem kleinen Lebensmittelgeschäft verkaufte uns Lebensmittel und Getränke für die Mittagspause. Sie verriet uns dabei, daß sich die Frauen im Dorf schon lange überlegt hätten, Blumen vor das Denkmal zu pflanzen. Von der Baumschule im Nachbarort holten wir uns ein Auto voller Blumen und Büsche. Hiermit wurde dann der Platz vor dem Denkmal bepflanzt und wieder zu einer würdigen Gedenkstätte hergerichtet.

Am späten Nachmittag waren wir mit unserer Arbeit fertig und konnten auf ein gelungenes Tageswerk zurückblicken. Als alle Sachen zusammengepackt waren, versammelte sich die komplette Mannschaft und sang zu Ehren der für ihr Vaterland gefallenen Soldaten “Ich hatt' einen Kameraden”. Die freundliche Bürgermeisterin sicherte uns zu, sich in Zukunft mit ihrem Frauenkreis im Dorf um die Instandhaltung der Anlage zu kümmern. Der Pfarrer, der übrigens sehr gut deutsch spricht, führte uns durch seine Kirche und lud uns auf ein Zeltlager im Sommer in seinem Garten ein. Gedankt sei an dieser Stelle nochmals den fleißigen Teilnehmern, der Kreisgemeinschaft Allenstein- Land und unseren Freunden in Ramsau.

Spiel und Spaß kommen nicht zu kurz

Spiel und Spaß kommen nicht zu kurz

Der Pfingstsonntag war dem Spiel und Spaß gewidmet. Der Wallfahrtsort Dietrichswalde war Ausgangspunkt für ein Geländespiel. Es galt mit Hilfe eines alten Meßtischblattes von 1937 zurück zum Lagerplatz zu finden und ein gekochtes Ei mitzubringen. Angesichts der mangelnden Polnisch- Kenntnisse wurde dies zu einem wirklich witzigen Unternehmen. Vom Mohrenkopf- Wettessen bis hin zum Ruderboot- Wettfahren auf dem Rentienersee mußte dann noch so manche lustige Aufgabe erledigt werden. Am Abend wurde die Gruppen am Lagerfeuer mit Preisen ausgezeichnet.

Etwas wehmütig erfolgte dann am Montag die Abreise. Aber das nächste Pfingstlager kommt bestimmt. Zum zehnten Pfingstlager wird es dann ein ganz besonderes Programm mit Jubiläumsfeier geben.

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